Gebäudereinigung

Die Gebäudereinigungsunternehmen in Deutschland erwirtschaften einen Jahresumsatz von über 20 Mrd. Euro, Tendenz steigend. Der größte Auftraggeber ist die öffentliche Hand. Jedes Dienst- und Verwaltungsgebäude, jede Kita und Schule wird gereinigt, damit der Betrieb laufen kann.

Im Unterschied zur Glas-, Fassaden- oder Industriereinigung sind die Beschäftigungsbedingungen in der Unterhaltsreinigung (UHR) – die wiederkehrende, meist tägliche Reinigung von Gebäuden – in der Regel äußerst belastend und unattraktiv. Reinigungskräfte arbeiten hier sehr häufig frühmorgens oder am späten Nachmittag bis abends in eher kurzen Arbeitseinsätzen, um als „Betriebs-Externe“ den Betrieb an ihren Arbeitsorten nicht zu stören. Was als Outsourcing von Dienstleistungen in Anbetracht klammer kommunaler Kassen begann erzeugte einen enormen Kostendruck, der die Rahmenbedingungen und die Arbeitsorganisation im beschäftigungsreichsten Handwerk Deutschlands grundlegend geändert hat: Arbeitshetze durch Flächenleistungsverdichtung (mehr zu reinigende Fläche in kürzerer Zeit), Arbeit an den Randzeiten des Tages und geteilte Dienste.

Minijobs und kleine Teilzeiten sind in der Unterhaltsreinigung weit verbreitet. Trotz Tarifvertrag in der Branche können die Beschäftigten – überwiegend Frauen und ungelernte Hilfskräfte – so kein Einkommen erzielen, das zum Leben reicht.

Das Konzept der Tagesreinigung sieht vor, dass die Unterhaltsreinigung während des Tages im laufenden Betrieb, also in Anwesenheit der Nutzer:innen durchgeführt wird. Schulen z. B. werden während des Schulbetriebs gereinigt, wenn Kinder, Jugendliche und Schulpersonal im Haus sind. Mit der Tagesreinigung wird Reinigungsarbeit wieder Teil des täglichen Betriebsablaufes und Reinigungskräfte gehören zum Team des Hauses. Sie sind sichtbar. Wann wird in der üblichen Unterhaltsreinigung die Arbeit sonst sichtbar? Erst dann, wenn sie nicht gemacht wurde, es also schmutzig ist. Tagesreinigung bedeutet einen Kulturwandel, an dem alle Akteur:innen beteiligt sind.

Mehr Wegezeiten und Zeit für die Beseitigung von Spontanverschmutzungen müssen für die Tagesreinigung einkalkuliert werden, dadurch beendet die Reinigung am Tage auch die ungebremste Leistungsverdichtung. Die Beschäftigten in der Unterhaltsreinigung können so eine ausreichende Anzahl von Arbeitsstunden generieren. Es kann somit ein Lohn erarbeitet werden, von dem eine eigenständige Absicherung des Lebensunterhalts möglich ist, ohne zusätzliche Jobs oder ergänzende Hilfen zum Lebensunterhalt. Die Reinigung am Tage führt für die Beschäftigten zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität.